Alkohol vs. Cannabis: Was Alkohol und Cannabis im Gehirn junger Menschen anrichtet 

Der Konsum von Alkohol und Cannabis wirkt sich auf das Gehirn von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bis zum 25. Lebensjahr aus. Beide Drogen können schwerwiegende gesundheitliche Effekte haben und das Leben eines Menschen langfristig beeinflussen. Warum das so ist, erklären wir euch im folgenden Beitrag. 

Neuroplastizität und Gehirnentwicklung

Das Gehirn strukturiert sich im Laufe des Lebens immer wieder um. In der Fachsprache nennt man das Neuroplastizität. Was kompliziert klingt, ist relativ einfach und beschreibt die natürliche Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern und anzupassen. Dies kann man als biologische Vorgaben verstehen, die mal mehr, mal weniger intensiv sind. Die wichtigsten Entwicklungsabschnitte liegen dabei zwischen der frühen Kindheit und dem 25. Lebensjahr. In dieser Zeit gibt es immer wieder Abschnitte, in denen das Gehirn auf bestimmte Reize besonders empfindlich reagiert, damit es schnell und effektiv lernt. 

Diese Jahre sind deshalb von großer Bedeutung, weil sie so prägend für den Menschen sind. Denn hier werden grundlegende Fähigkeiten dauerhaft verankert. Es ist allgemein verständlich, dass Kinder sich schnell und mühelos Fähigkeiten aneignen, ohne dass sie sich bewusst darum bemühen müssten. Dazu gehören zum Beispiel Hören, Sehen, Sprechen, Gehen, Denken, usw. In dem Abschnitt von der Pubertät bis zum Alter von 25 Jahren werden dann weitere Prozesse im Gehirn angeregt, die den Grundstein für andere individuelle Fähigkeiten legen, z.B. das Lernvermögen, die Konzentration, die Motivation, die Antriebssteuerung, die Aufmerksamkeit, die Entscheidungsfindung, usw. 

Entwicklung von Sozialverhalten und Emotionsverarbeitung 

Im der Altersspanne vom 18 bis 25 gibt es dann Entwicklungsstufen, in denen das Sozialverhalten und die Emotionsverarbeitung entscheidend geformt werden. Jetzt kommts! 

Wie gut sich diese Fähigkeiten entwickeln, hängt dabei immer von den gemachten Erfahrungen ab, die eine Person in den verschiedenen Stufen macht und unter welchen Bedingungen sie aufwächst bzw. lebt. Und zu solchen Einflüssen gehört eben auch der Konsum von Drogen.

Auswirkungen von Drogenkonsum auf die Gehirnentwicklung

Konsumieren Menschen in den verschiedenen Abschnitten bis zum 25. Lebensjahr regelmäßig Alkohol und Cannabis, oder mischen ihren Konsum mit anderen Drogen, kann die wichtige Arbeit des Gehirns gestört werden. Immer mehr Wissenschaftler gehen davon aus, dass zwischen solchen Störungen und dem frühzeitigen Konsum von Alkohol und Cannabis ein starker Zusammenhang besteht. Die Folgen können sich dann auf die oben beschriebenen Gehirnfunktionen auswirken und für sog. drogenbedingte Fehlentwicklungen verantwortlich sein. 

Auf kognitiver (oder auch geistiger) Ebene betrifft dies z.B. das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit, Problemlöse- und Lernfähigkeiten und ganz allgemein die Intelligenz. Zudem steigt das Risiko für psychisch-emotionale Störungen, etwa Depressionen, Ängste, Psychosen und natürlich Suchtprobleme. Außerdem können sich Verhaltensauffälligkeiten wie impulsive, riskante, aggressive und kriminelle Handlungsweisen zeigen. 

Forschungsstand und Unsicherheiten

So weit, so gut. Gleichzeitig muss man aber auch anmerken, dass die Forschung dazu noch ganz am Anfang steht. Ja, es gibt zahlreiche Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass ein starker Alkohol- und Cannabiskonsum dauerhafte Schäden im Gehirn von Kindern und junger Menschen bewirken können.  

Wie sicher die aktuellen Untersuchungsergebnisse allerdings sind, und ob die Forschung überhaupt zu einheitlich sicheren Ergebnissen kommen kann, wird sich erst noch zeigen müssen. 

Schließlich gibt es eine Vielzahl gut untersuchter Faktoren, deren Einfluss auf die die Gehirnentwicklung als belegt gelten. Dazu gehören unter anderem die Genetik, die Bindung zu den Eltern und anderen engen Bezugspersonen, Belastungen aus der Umwelt (z.B. Schadstoffe oder Infektionen), Stress, Schulbildung, usw. - nur um einige zu nennen. 

Risiken und Prävention

Es besteht also die Möglichkeit, dass ein regelmäßiger und frühzeitiger Alkohol- und Cannabiskonsum im Leben eines Menschen das Gehirn nur indirekt schädigt. Darüber hinaus wollen wir auch betonen, dass nicht jeder, der Alkohol oder Cannabis konsumiert, zwangsläufig Probleme entwickelt. Die Auswirkungen variieren dabei je nach Menge, Dauer und Frequenz des Konsums sowie individuellen Unterschieden und Umweltfaktoren. 

Aber egal ob der Einfluss von Alkohol und Cannabis auf das Gehirn nun direkt ist oder indirekt, ob dauerhaft oder nicht, ob regelmäßig und viel konsumiert wird oder nicht, ob man gesund ist oder nicht, ob man in einem stabilen und positiven Umfeld aufwächst oder nicht – jeder Konsum stellt ein Risiko dar. Es gibt einfach keine Grenze, bis zu der von einem gesunden Konsum die Rede sein kann. Gerade für junge Menschen können die gesundheitlichen, psychischen, emotionalen und sozialen Konsequenzen aufgrund des Konsums enorm sein. Dieses Wissen gehört zu jeder guten Prävention dazu, damit Jugendliche und junge Erwachsene ihre Gesundheit und Entwicklung schützen können.

Da dieses Thema sehr umfangreich ist, gibt es dazu in den folgenden Monaten ergänzende Beiträge. 

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